Das Ding mit dem Recycling
Auf dem Weg, die Modebranche nachhaltig umzugestalten, wird das Thema Recycling unser ständiger und präsenter Begleiter sein.
Der Begriff „Recycling“ wird im ersten Moment möglicherweise durchweg positiv konnotiert: Wiederverwertung oder Wiederaufbereitung, hört sich doch ganz gut an.
Ganz so einfach ist die Angelegenheit leider nicht. Bei reverse.supply mussten wir, als wir uns dem Thema widmeten, nicht wenige Gedanken investieren, wie der Recyclingprozess in Zukunft aussehen könnte. Es bedurfte ein wenig an theoretischer Recherche und der Suche nach einem dafür geeigneten Partner.
Wir hantieren bei reverse.supply zumeist mit gebrauchten Klamotten, da ist es kein Geheimnis, dass ein gewisser Anteil an Ausschussware in unserem Lager ankommt und bei uns aussortiert werden muss. Hierbei werden dann jene betroffenen Kleidungsstücke von unserem Grading-Team so eingestuft, dass sie nicht mehr zum Verkauf als Second Hand-Ware taugen und somit einen anderen Weg gehen als die Kleidungsstücke, die ihren Weg zurück in den Handel finden.
Mit den abgelehnten Teilen stellt sich nun die Frage, wie es mit ihnen weitergeht.
Eine Teillösung für Kleidung, die noch tragfähig ist, wäre die Spende an die Bahnhofsmission oder eine andere Annahmestelle. Die Kleidung wäre kein Staubfänger im Lager und dient zudem noch einem guten Zweck.
Aber was tun mit Kleidung, die überhaupt nicht mehr im Zustand ist, um sie zu tragen?
Unser erster Gedanke dazu, wiederum offensichtlich, war das Recyclen der Kleidung.
Da wir uns möglichst nachhaltig aufstellen möchten, ist es für uns dementsprechend auch von Bedeutung, dass die Kleidung die nachhaltigste Verwertung erlebt. Somit stellt das einfache Entsorgen der Kleidung durch Wegwerfen keine Option dar.
Unter der Berücksichtigung des theoretischen Hintergrunds des Textilrecyclings stellten wir bei der Suche nach Partnern fest, dass Recycling nicht gleich Recycling ist.
Viele Unternehmen führen neben dem klassischen Recycling im Sinne der Wiederverwertung auch den Export der Kleidung in Dritte-Welt-Länder im Portfolio.
Bezogen auf den Export in diese Länder in Verbindung mit dem Handel vor Ort wurde in der Vergangenheit darüber diskutiert, ob dieser die lokale Textilproduktion negativ beeinflusst, da durch den Verkauf importierter Ware weniger im Inland produziert wird.
Heutzutage ist der allgemeine Tonus, dass der Handel per se nicht schlecht ist. Es entstehen zahlreiche Arbeitsplätze, welche die Existenz vieler Menschen sichert.
Ein anderes größeres Problem stellt die Tatsache dar, dass sehr viel Kleidung aus der Billigproduktion stammt. Sie weist also eine mindere Qualität auf und dementsprechend negativ fällt auch der Verschleiß bzw. die Lebensdauer aus. Auch ist sie wegen der Beschaffung aus billigen Chemiefasern oder Fasermixen kaum für den Second-Hand-Handel oder die Wiederverwendung geeignet.
In der Regel ist es dann auch diese Art von Kleidung, die massenhaft in Containern in Richtung Ausland verschickt wird.
Die Konsequenz ist die haufenweise Ansammlung, wenn nicht sogar Vermüllung von Kleidung im Ausland, von der ein großer Teil aufgrund des Zustands nicht wiederverwertbar ist.
Wir möchten nicht zur Entsorgung minderwertiger Kleidung in ärmere Länder beitragen. Deshalb sind wir froh, dass wir einen tollen Partner an unserer Seite zu schätzen wissen, mit dem wir in Sachen Recycling im ständigen und positiven Austausch sind. Wir setzen unser Vertrauen in unseren Partner, dass die Kleidung bestmöglich verwertet werden kann. Von daher steht vor allem die Nutzung intakter Stoffe zur Wiedereinführung in den Textilkreislauf sowie die Herstellung zu Putzlappen und Füllstoffen in unserem Interesse.
Autor: Cuong
Cuong ist als Werksstudent seit April 2021 für reverse.supply tätig.